Wien Holding News
Mehr Garagen statt mehr Pickerl¬zonen
In einem Interview mit der Wiener Zeitung spricht Planungsstadtrat DI Rudolf Schicker über die Parkraumbewirtschaftung und Stadtplanung sowie über das auszubauende Radwegnetz in Wien.
"Wiener Zeitung": Mit 1. September wird Parken empfindlich teurer. Experten kritisieren, dass nicht nur die Scheine, sondern auch der Preis für das Parkpickerl angehoben wird – das sei kontraproduktiv.
Rudolf Schicker: Wenn man den Verbraucherpreisindex berücksichtigt, sind wir mit einer Parkschein-Erhöhung von 50 Prozent noch unter dem Wert der letzten Verteuerung von 1986. Ich habe sehr darauf Wert gelegt, dass die Bewohnerpickerl deutlich weniger teurer werden, nämlich je nach Bezirk zwischen 27 und 29 Prozent.
Garantie für einen Parkplatz gibt es aber weiterhin keine. Mit der 22-Uhr-Ausdehnung erhöht sich nur die Chance.
Darum ist ja auch der Tarif für das Parkpickerl deutlich unter dem eines garantierten Garagenplatzes. Und dort sind die Tarife zuletzt wesentlich gravierender angehoben worden.
Wie soll es nach 2010 mit der räumlichen Ausdehnung des Parkpickerls weitergehen?
Wir werden gegenüber der bisherigen Regelung für die Volksgaragen Veränderungen vornehmen: Wir wollen dort beschleunigt bauen, wo extremer Parkraummangel ist – nämlich in den außerhalb des Gürtels liegenden Gründerzeitvierteln. Und die Bezirke sollen mehr als die bisher möglichen 300 geförderten Stellplätze bekommen.
Also mehr Volksgaragen statt mehr Parkraumbewirtschaftung?
Ja. Erst wenn hier das Angebot verbessert wurde, kann man darüber nachdenken, ob es noch weitere Pickerlzonen außerhalb des Gürtels geben soll. Weil wir zum Garagenbau natürlich etwas länger brauchen, wird sich in diesem Jahrzehnt mit Sicherheit nichts mehr abspielen.
Welche Bezirke wären das?
Das wird nicht Bezirks-bezogen gemacht, sondern wirklich nach Bedarf. Aber die Bezirke 19, 18, 17, 16, 15, 12 und 10 gehören sicher dazu.
Wie viel liegt in dem Topf für diesen neuen Volksgaragen-Schwerpunkt? Derzeit gibt es ja pro Stellplatz ein zinsenloses Darlehen von bis zu 21.800 Euro.
Da liegt so viel drinnen, wie wir brauchen. Es ist kein Mangel da.
Und wie viel sollen die vergünstigten Parkplätze künftig kosten? Derzeit sind es rund 75 Euro.
Wir werden das zur rechten Zeit beschließen.
Stichwort Abriss für die Opec in der Schutzzone: Es gibt in der Innenstadt 1800 Objekte, davon sind 700 unter Denkmalschutz – der Rest ist nur von der Schutzzone erfasst. Nach dem Opec-Beispiel wären die alle gefährdet.
Der Abbruch des Ex-ÖGB-Gebäudes ist im Einvernehmen mit den für Denkmalschutz zuständigen Einrichtungen passiert.
Aber wäre nun ein Abriss der Schutzzonen-Objekte potenziell möglich?
Sie werden nicht von mir hören, dass wir die Innenstadt abreißen – bitte keine falschen Umkehrschlüsse ziehen. Gutachten belegen, dass es in dem speziellen Fall keinen besonderen Erhaltungsgrund gibt. Hätte man der Opec nicht einen anderen Standort anbieten können?
Das ist Sache des Außenministeriums.
Vor kurzem wurde das U-Bahn-Paket präsentiert. Die direkte Verknüpfung Badner Bahn mit U6 ist nicht enthalten, obwohl Sie das im Masterplan Verkehr angeregt hatten.
Es gab Untersuchungen und einen Test, wo der Betrieb auf der U6 mit einem eingeschobenen Kurzzug simuliert wurde. Dabei hat sich herausgestellt, dass es zu großen Abwicklungsproblemen kommt, wenn die kurze Badner Bahn in die langen Stationen reinfährt.
Das heißt, das Thema Badner Bahn ist erledigt – auch wenn es laut Verkehrsminister Faymann doch in diese Richtung gehen könnte?
Nein, das ist erledigt, das funktioniert nicht. Wenn, dann gibt es eine normale U-Bahn-Verlängerung, aber das ist von Niederösterreich bisher nicht ernsthaft durchdacht worden.
Fixiert ist hingegen die U1 nach Rothneusiedl. Dabei haben sie 2005 gesagt, dass dies nur sinnvoll ist, wenn auch tatsächlich das Austria-Stadion hinkommt. Noch ist es lange nicht so weit
Ich kann mich nicht erinnern, das so gesagt zu haben. Ich habe immer gesagt, dass Rothneusiedl ein Stadterweiterungsgebiet ist und entwickelt wird. Unabhängig davon, ob es das Stadion gibt oder nicht.
Noch konnte die Stadt Wien auch keines der Grundstücke ankaufen.
Die einzelnen Grundstücksstreifen sind für eine Bebauung zu schmal. Es muss dort also entweder eine Gemeinschaft der Grundeigentümer entstehen oder ein Ankauf der Grundstücke. Bisher hatte ich das Gefühl, dass die Eigentümer glauben, sie besitzen ein Grundstück am Stephansplatz, so hoch sind die Preise. Davon müssen sie wegkommen, denn geförderter Wohnbau ist nicht in der Lage, Stephansplatz-Preise zu zahlen. Wie weit liegt man momentan auseinander?
Bis zum Dreifachen.
Knackpunkt wird auch das Stronach-Einkaufszentrum beim Stadion. Wie groß soll das maximal werden?
Wir haben schon unsere Vorstellungen – aber Sie hören keine Zahlen von mir.
Wien erlebt derzeit einen Radfahrerboom. Ihr Ziel war ein Anteil von acht Prozent am Gesamtverkehr bis 2010. Wird sich das ausgehen?
Wir stehen derzeit deutlich über fünf Prozent. Wir haben ja noch drei Jahre und ich glaube, dass sich das ausgehen wird. Betreffend Radwege-Ausbau ist noch Einiges zu tun, jetzt müssen wir auch viele teure Abschnitte realisieren.
Schon oft diskutiert wird die Öffnung der Nebenfahrbahnen der überlasteten Ringstraße. Wie stehen Sie dazu?
Man kann einzelne Abschnitte sicher problemlos öffnen – etwa Park- und Stubenring. Schwieriger wird es bei Oper oder Landtmann. Ich möchte dann aber keine Kritik von Radlern hören, wenn sie über aufgehende Autotüren fliegen.
Müsste dann aber nicht das Gesetz geändert werden – Stichwort Benützungspflicht des Radweges.
Das ist an sich eine bittere Geschichte, denn in Städten macht es sicher Sinn, die Radwegpflicht aufzuheben. Vorerst könnte man das einfach bei der Ahndung berücksichtigen, indem sich die Polizei auf Einhaltung der lebenswichtigen Dinge konzentriert: Nämlich dass Radfahrer bei Rot stehen bleiben und in Schrittgeschwindigkeit über Kreuzungen fahren.