Wien Holding News
Stadthallenbad: Generalsanierung für Rainers Architektur-Juwel
Das Wiener Stadthallenbad ist mittlerweile mehr als 35 Jahre erfolgreich in Betrieb. Nun wird das Stadthallenbad generalsaniert und damit sein Fortbestand langfristig gesichert. Die Herausforderung bei der Generalsanierung des Stadthallenbades besteht darin, das Hallenbad im Einklang mit Rainers Architektur auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.
Zur Vergabe der Generalplanung wurde auf Basis des Bundesvergabegesetzes ein EU-weit ausgeschriebenes, zweistufiges Verhandlungsverfahren durchgeführt, das nun abgeschlossen ist. Eines der Schlüsselkriterien zur Entscheidungsfindung war das architektonische Konzept in Bezug auf die Architektur Roland Rainers. Die Bieter hatten die architektonische Grundhaltung und den Umgang mit der Architektur Rainers konkret darzustellen.
Das Siegerprojekt stammt vom Architekturbüro driendl*architects und überzeugte die Bewertungskommission unter anderem durch die eindrucksvolle, intensive, analytische und architekturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Stadthallenbad im Rahmen des Gesamtwerks Roland Rainers. Mit sehr geringen Eingriffen in die tragende Konstruktion kann das größtmögliche Potenzial an Verbesserungen ausgeschöpft werden, so die Begründung der Jury kurz zusammengefasst. Mit der Sanierung wird im Mai 2010 begonnen. Die Wiedereröffnung ist für Herbst 2011 geplant.
Im Mediengespräch am 22.02.2010 präsentierte Wien Holding Direktor Komm.-Rat Peter HANKE gemeinsam mit Mag.arch. Georg DRIENDL sowie Arch. Dipl.-Ing. Manfred OTTE, Jugendsportwart und Bäderbauexperte des Österreichischen Schwimmverbands (OSV) das Konzept zur Generalsanierung.
Modernstes Hallenbad Österreichs entsteht
Im Jahr 1974 wurde das Stadthallenbad eröffnet. Nach einer Teilsanierung Mitte der 1990er Jahre ist nun eine Generalsanierung notwendig, um das Stadthallenbad wieder zum modernsten Hallenbad in Österreich zu machen. Im Rahmen der Generalsanierung werden die Garderoben- und Wellnessbereiche sowie die Gastronomie neu organisiert und modernisiert. Weiters werden die haustechnischen Anlagen erneuert. Die wassertechnischen Anlagen werden auf den letzten Stand der Bäderhygiene gebracht. Ebenfalls neu ausgestattet wird das Bad mit sporttechnischen Einrichtungen. Auch die Zugangssituation für die BesucherInnen wird maßgeblich verbessert. Der derzeitige Nebeneingang in der Hütteldorferstraße wird zum neuen Haupteingang.
„Mit der Generalsanierung sichern wir den Fortbestand des Stadthallenbades langfristig, wir steigern die Attraktivität des Bades, das jährlich von 400.000 Menschen besucht wird, und sorgen dafür, dass das Stadthallenbad weiterhin optimale Rahmenbedingungen als bestes Leistungszentrum für den heimischen Schwimmsport bietet. Besonders wichtig bei der Sanierung ist uns die Erhaltung des Architektur-Juwels von Roland Rainer. Wir gehen mit Rainers Erbe behutsam um, wie auch die Entscheidung der Bewertungskommission zeigt. Mit Georg Driendl als Generalplaner steht nicht nur ein ausgezeichneter Architekt, sondern auch ein Schüler Roland Rainers für die Generalsanierung zur Verfügung“, so Komm.-Rat Peter HANKE, Geschäftsführer der Wien Holding.
Höchst sensibler Umgang mit Rainers Erbe
Ganz im Sinne Roland Rainers wird die Generalsanierung mit größtem Respekt gegenüber der Substanz und unter Einhaltung modernster Hygiene-, Sport- und Sicherheitsstandards durchgeführt. „Die Einbindung einer modernen Spitzen- und Freizeitsportstätte in das bestehende Gebäude ist mit wenigen gezielten Maßnahmen durchführbar, da die Konzeption Roland Rainers bereits zur damaligen Zeit so fortgeschritten war, dass nunmehr lediglich Adaptionen nötig sind, um sowohl heutigen internationalen Standards als auch dieser mutigen Konzeption des Stadthallenbads zu entsprechen,“ erklärt Arch. Mag. arch. Georg Driendl.
Sowohl im Garderoben-, Wellness- und Restaurantbereich als auch im neu zu errichtenden Eingangsbereich handelt es sich um Ausbauten, welche die statische Struktur kaum betreffen. Alle bestehenden vertikalen Verbindungen (Treppenanlagen, Durchbrüche, Schächte, etc.) werden weitestgehend wie bisher genutzt bzw. sinnvoll ergänzt zum Beispiel mit zwei Liftanlagen, die einen behindertengerechten Zugang zu allen Ebenen ermöglichen.
Auch das architektonische Element der Lüftungskanäle wird erhalten und an den Stand der Technik angepasst. Selbstverständlich wird Rainers Farb- und Materialkonzept beibehalten. Die Neuherstellung und Restauration von Oberflächen wird wissenschaftlich begleitet und erfolgt in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sowie den Fachabteilungen der Stadt Wien.
Schwimmsportzentrum der Spitzenklasse
Das besondere am Wiener Stadthallenbad ist auch seine Dualität. Es ist nicht nur eines der beliebtesten Bäder in Wien, sondern auch eines der wichtigsten Zentren für den Schwimm-sport in Österreich. Hier trainieren Schwimmstars wie Mirna und Dinko Jukic oder Nina Dittrich und Bernhard Wolf genauso wie der Schwimm-Nachwuchs. Im Stadthallenbad finden Wettkämpfe wie zum Beispiel die Österreichischen Meisterschaften oder das Ströck-Meeting statt.
„Mit der Generalsanierung können die Rahmenbedingungen für Training und Wettkampf auf das international übliche hohe Niveau gehoben und dringend notwendige Nachrüstungen vor allem für internationale Wettbewerbe im Turmspringen oder Synchronschwimmen vorge-nommen werden. So können wir uns dann auch erfolgreich um internationale Wettkämpfe bewerben, wie zum Beispiel um die Austragung der Schwimm-, Sprung- und Synchron-Europameisterschaft für das Jahr 2012“, so Arch. Dipl.-Ing. Manfred OTTE vom Österreichischen Schwimmverband.
Zu den Maßnahmen für den Schwimmsport, die im Rahmen der Generalsanierung gesetzt werden, zählen zum Beispiel der Einbau moderner Absprungsockel an den Beckenrändern, oder Adaptionen am Sprungturm in Hinblick auf internationale Wettkampfnormen. Weiters werden neue Garderoben, Duschen, Ruhe- und Nebenräume, Backstage- und Pressebereiche entstehen. Die entflochtene Zugangssituation mit dem separaten Eingang für Sportler wird dem Spitzensportbetrieb den ihm zustehenden Raum, die entsprechende Infrastruktur sowie ein professionelles Ambiente garantieren und ist auch eine Voraussetzung für die Abwicklung von Großveranstaltungen auf internationalem Niveau.
Verlagerung des Haupteinganges bringt viele Vorteile
Künftig wird über den neuen Haupteingang in der Hütteldorferstraße der gesamte Bade- und Normalbetrieb in transparenter und nachvollziehbarer Art und Weise abgewickelt. Der neue Zugangsbereich entsteht innerhalb des vorhandenen Gebäudeumrisses unter Beibehaltung der bestehenden statischen Struktur. Er verstärkt die Charakteristik des skulpturalen Gebäudes und bindet es auf besondere Art und Weise neu und dynamisch in den Straßenraum ein.
Die Verkehrssituation und die Verkehrssicherheit werden damit enorm verbessert. So wird ein breiter Gehsteig dafür sorgen, dass die Besucher sicher in das Bad gelangen können. Zahlreiche Besucher – vor allem Kinder- und Schülergruppen reisen mit Bussen an. Vor dem neuen Eingang wird genügend PIatz geschaffen, dass die Jugendlichen sicher aus den Fahrzeugen ein- und aussteigen können.
Das neue loungeartig gestaltete Foyer mit dem Kassenbereich und den Info-Desks wird bereits vom Gehsteig aus sichtbar sein. Der Garderobenbereich wird so angeordnet, dass künftig die Garderoben sogar teilweise von Tageslicht erhellt werden können. Die neuen Garderoben sind außerdem übersichtlicher, klar angeordnet und leicht zugänglich. Vom Foyer aus öffnet sich der Blick auf Schwimmhalle, Trainingsbecken und Restaurant.
Durch den neuen Haupteingang werden der Wellnessbereich und das Restaurant unabhängig vom Badebetrieb getrennt begehbar sein und können damit sowohl von Sportlern, Hobbyschwimmern als auch von „externen“ Besuchern genutzt werden. Damit wird das Restaurant öffentlich zugänglich und kann sich als attraktiver Treffpunkt im Grätzel rund um die Stadthalle positionieren.
Der bisherige Haupteingang am Vogelweidplatz wird nach der Generalsanierung zum exklusiven Eingang für Sportler, Presse und Sportbetreuung umfunktioniert. Von der neuen Eingangs- und Zugangsorganisation profitieren also sowohl die Spitzensportler, wie auch die Freizeitschwimmer. Und sie unterstreicht die ursprünglich gewünschte Dualität des multifunktionalen Hallenbades.
Modernste Hallenbadtechnik und komplette Barrierefreiheit
Im Rahmen der Generalsanierung wird die Technik komplett erneuert. Die Schwimmbecken werden nach aktuellen hygienischen Ansprüchen in Sachen Durchströmung und Wasserhydraulik adaptiert. Die Idee der sogenannten „finnischen Rinne“ wird beibehalten, die als eine das Becken einfassende Überlaufrinne eine optimale Durchströmung garantiert. Das große Plus dabei ist – auch ganz im Sinne des Architekten Roland Rainer –, dass nun der Wasserspiegel im Becken - wie von Rainer ursprünglich konzipiert - wieder dem Niveau des Fliesenbodens angeglichen werden kann.
Weitere Vorteile bringen die Modernisierung und Erneuerung der haustechnischen Anlage sowie die Optimierung der Bädertechnik. Dadurch werden der Energieeinsatz für Strom und Wärme maßgeblich reduziert und der Wasserverbrauch verringert. Künftig wird auch die Abwärme, die durch die Eisanlage in der Eislaufhalle am Vogelweidplatz entsteht, zur Erwärmung des Beckenwassers im Stadthallenbad genutzt. Der positive Effekt dieser Maßnahmen: Der jährliche Wasserverbrauch kann um 25 Prozent, der Verbrauch an Fernwärme um 60 Prozent und der Stromverbrauch um 20 Prozent reduziert werden. Das spart auch bis zu 800 Tonnen klimaschädigendes Kohlendioxid pro Jahr. Zum Vergleich: Die eingesparte CO2-Menge entspricht den Emissionen eines PKW (120g/km), der sechs Millionen Kilometer zurücklegt.
Das generalsanierte Stadthallenbad wird sich auch durch komplette Barrrierefreiheit auszeichnen. Eine Maßnahme dazu ist der Einbau zweier behindertengerechter Liftanlagen. Dazu kommen auch behindertengerechte Duschen, WC-Anlagen und Garderoben. Um eine bestmögliche Orientierung im komplexen Raumprogramm des Stadthallenbades zu gewährleisten, werden vorhandene Sicherheitseinrichtungen und bestehende Fluchtwege optimiert.

Eingangsbereich Hütteldorferstraße: Transparenz im neuen Zugangsbereich unter Beibehaltung der bestehenden statischen Struktur

Foyer – Barrierefreiheit durch Einbau neuer Lifte