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Mi, 2. Apr 2014 Jüdisches Museum

"Weltuntergang"

© Central Archives for the History of Jewish People, Jerusalem

Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, zeigt von 3.4. bis 14.9. die Ausstellung „Weltuntergang: Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg“, die sich mit dem Ersten Weltkrieg vor allem im Bezug auf die Juden Österreich-Ungarns auseinandersetzt.

Die Ausstellung spannt einen Bogen vom Besuch Kaiser Franz Josephs in Jerusalem 1869 bis zur Gründung des Staates Israel 1948 und thematisiert die gewaltigen Umbrüche dieser Zeit.

Zeitenwende von global-historischer Bedeutung
Der Erste Weltkrieg mit all seinen gesellschaftspolitischen Veränderungen gilt als Zeitenwende von global-historischer Bedeutung, als eigentlicher Beginn des 20. Jahrhunderts und der Moderne: Die Landkarte Europas wurde neu gezeichnet, das Habsburgerreich nach 600-jähriger Herrschaft zertrümmert, das zaristische Russland zur Sowjetunion umgebaut. Die USA etablierten sich erstmals als Global Player. Der Untergang der alten Ordnung hatte auch für die Juden Österreich-Ungarns gravierende Folgen. Sie galten als besonders loyale Untertanen von Kaiser Franz Joseph I., der den Antisemitismus verabscheute und ihnen Rechtssicherheit garantierte.

Etwa 300.000 jüdische Soldaten waren voller Begeisterung und Patriotismus für Kaiser und Vaterland im Ersten Weltkrieg im Einsatz. Feldrabbiner sorgten für ihre religiösen Bedürfnisse und die der kriegsgefangenen Soldaten. Die Frontlinien überrollten und verwüsteten jedoch das größte jüdische Siedlungsgebiet in Galizien und der Krieg brachte für die Juden vor allem Ermordung und Vertreibung. Mehr als 80.000 jüdische Flüchtlinge gelangten nach Wien und veränderten die Struktur der Gemeinde. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie und des zaristischen Russland entstanden neue Nationalstaaten und radikalisierte politische Strömungen. Die Folge war eine steigende Ausgrenzung vor allem der jüdischen Bevölkerung. Für viele, vor allem junge Juden war das Projekt der Assimilation gescheitert, sie wurden Anhänger des Sozialismus und des Zionismus.

Die Ausstellung widmet sich – auch weiblichen - Biografien von Politikern, Rabbinern, Künstlern, Soldaten, Revolutionären und Pazifisten. Historische Objekte, wie Huldigungsadressen jüdischer Gemeinden an das Kaiserhaus, Gemälde bedeutender Persönlichkeiten, Memorabilia jüdischer Soldaten oder Judaika aus Galizien und Wien werden gezeigt und durch Fotos aus Wien, Galizien und Jerusalem ergänzt. Interviews mit Historikern wie Oliver Rathkolb, Manfred Rauchensteiner, Robert S. Wistrich u.v.a. runden das Bild ab.

Gleichnamiges Buch zur Ausstellung
Die von Marcus G. Patka kuratierte Ausstellung „Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg“ ist von 3. April bis 14. September 2014 im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, Dorotheergasse 11, 1010 Wien zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiges Buch in Deutsch bei Styria Premium (ISBN- 978-3-222-13434-0) zum Preis von EUR 24,99. Es ist im Bookshop Singer im Museum in der Dorotheergasse und im Buchhandel erhältlich.
 

Die Themenschwerpunkte der Ausstellung:
Das Ende der alten Ordnung: Das Kaiserhaus und die Juden

Der Untergang der alten Ordnung hatte für die Juden Österreich-Ungarns gravierende Folgen. Unter der Regentschaft von Kaiser Franz Joseph I. hatten sie ihre vollständigen bürgerlichen Rechte erhalten und waren vor Verfolgung geschützt. In Wien trugen sie wesentlich zur Kultur der Jahrhundertwende bei. Galizien war innerhalb der Donaumonarchie das Hauptsiedlungsgebiet der Juden mit einer Jahrhunderte alten Tradition. Es wurde im Zuge des Krieges ebenso wie die Zeugnisse jüdischer Kultur weitgehend zerstört. In der Ausstellung wird dieser Verlust durch einzigartige Ritualgegenstände und künstlerische Werke, die vom untergegangenen Glanz der jüdischen Kultur in Osteuropa zeugen, verdeutlicht. Fotos von Flüchtlingen, Propagandaplakate beider Parteien und Zeugnisse von Kriegsverletzungen visualisieren die vielschichtigen Schrecken des Krieges.

Treue Diener der Krone
Aufgrund der strikten Haltung des Kaisers war Antisemitismus in der k.u.k. Armee eigentlich verpönt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es im Gegensatz zum wilhelminischen Deutschland Juden möglich war, bis in die höchsten Offiziersränge vorzustoßen. Ein erheblicher Teil der Ärzte in der Armee war ebenfalls jüdischer Herkunft. Die zahlreichen jüdischen Soldaten an der Kriegsfront wurden von etwa 100 Feldrabbinern religiös betreut. Der Kriegsalltag wird in der Ausstellung durch Ritualgegenstände, Fotos und Dokumente über die Tätigkeit der Feldrabbiner illustriert. Präsentiert werden außerdem persönliche Gegenstände von (prominenten) Soldaten wie Karl Farkas, Hugo Meisl oder Arthur Baar. Auch in der Kunst fand der Krieg seinen Niederschlag: Der österreichisch-jüdische Künstler Uriel Birnbaum fertigte an der Ostfront 1916 im Schützengraben zahlreiche Bilder voller apokalyptischer Visionen an. Zeichnungen von Oskar Kokoschka vermitteln Eindrücke von der Isonzo-Front.

Der Kampf um Jerusalem
Die Habsburgermonarchie verfolgte auch im Heiligen Land langfristige Interessen: österreichische und ungarische Soldaten kämpften an der Seite osmanischer und deutscher Truppen an der Palästina-Front gegen das British Empire. Illustriert wird dieses wenig bekannte Kapitel in der Geschichte des Ersten Weltkriegs durch Huldigungsadressen der österreichisch-galizischen Gemeinde Jerusalems an den Kaiser, Fahnen, Modelle von Schlachtschiffen und Fotografien österreichisch-ungarischer Soldaten im Heiligen Land.

Die Folgen des Krieges: Revolution und Umbruchzeit
Schon während des Krieges  stellte die jüdische Jugend den Sinn der Assimilation in Frage und  wandte sich dem Zionismus zu. Unmittelbar nach dem Krieg gab es großen Zulauf zum Jüdischen Nationalrat. Innerhalb der Israelitischen Kultusgemeinde wurde die Einführung eines demokratischen Wahlrechts ermöglicht.

In Folge der Ausrufung der Ersten Republik am 12. November 1918, gab es Versuche einer radikalen Veränderung des politischen Systems, die zur Spaltung der Arbeiterbewegung und zur Radikalisierung der Politik führten: In Wien setzte die sozialdemokratische Regierung weitreichende Reformen durch, die als das „Rote Wien“ in die Stadtgeschichte eingingen. In Gesamtösterreich bildeten sich jene politischen Lager heraus, die das politische Geschehen der Ersten Republik bestimmten und in den Untergang des Systems führten – rabiater politischer Antisemitismus, Austrofaschismus und Nationalsozialismus waren die Folge. Plakate, Abzeichen, Dokumente, Fotos und Filme dokumentieren diese folgenschweren Entwicklungen.

Ein eigenes Kapitel ist dem modernen Pazifismus gewidmet, der unabhängig von der sozialistischen Bewegung entstand: Der Wiener Alfred Hermann Fried, enger Mitarbeiter Bertha von Suttners, erhielt 1911 den Friedensnobelpreis, seine Medaille wird erstmals öffentlich gezeigt. Angesichts des immer offensiveren Antisemitismus formierte sich 1932 der Bund Jüdischer Frontsoldaten, der bei antisemitischen Übergriffen aktiv einzuschreiten versuchte. Seine Mitglieder wurden unter dem NS-Regime verfolgt und deportiert. Manchen gelang die Flucht nach Palästina, wo sich einige der zionistischen Untergrundarmee Hagana anschlossen, die bis 1948 für die Unabhängigkeit Israels kämpfte.

Das Jüdische Museum Wien
Die Öffnungszeiten in der Dorotheergasse sind Sonntag bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr. Am Standort Judenplatz sind die Öffnungszeiten Sonntag bis Donnerstag 10.00 bis 18.00 Uhr, Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr (während der Sommerzeit).

Für beide Museen (Dorotheergasse & Judenplatz) gibt es ein gemeinsames Ticket (gültig vier Tage ab Ausstellungsdatum) zum Preis von EUR 10,-, ermäßigt EUR 8,-, Gruppen EUR 7,-, Kinder & Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr frei, Lehrlinge, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener EUR 5,-. Freier Eintritt für Schulklassen, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von EUR 20,- zu leisten. Kosten Audioguide Museum Judenplatz EUR 2,-, Multimedia-Guide Museum Dorotheergasse EUR 4,-.

Weitere Informationen:
Jüdisches Museum Wien
Facebook-Fanpage

 

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