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Mi, 30. Sep 2015 Jüdisches Museum

Post41.

© APŁ, PSŻ, Sign. 2317, S. 15171

Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, zeigt im Gedenken an jene 5.000 JüdInnen, die ins Getto Litzmannstadt deportiert wurden und bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr zurückkehrten, ab 30. September 2015 „Post41. Berichte aus dem Getto Litzmannstadt“.

Zeugnisse über das Leben und Sterben im Getto
Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 wurde die Stadt Łódź in Litzmannstadt umbenannt und sollte „deutsch und judenfrei“ werden. Die jüdische Bevölkerung wurde enteignet und 1940 in ein im Armenviertel der Stadt errichtetes Getto zwangsumgesiedelt. In Häusern ohne Kanalisation und Wasser litten mehr als 160.000 polnische Jüdinnen und Juden aus Łódź und Umgebung, abgeschlossen von der Außenwelt, an Hunger, Kälte und Gewalt.

Im Herbst 1941 kamen in Litzmannstadt die Deportationszüge aus dem „Westen“ an. Weitere 25.000 Menschen mussten im Getto untergebracht werden, darunter 5.000 Jüdinnen und Juden aus Wien und 5.000 österreichische Roma und Sinti. Viele der Deportierten starben in den ersten Monaten an Hunger und Krankheiten, die meisten wurden 1942 im nahegelegenen Kulmhof/Chelmno ermordet. Die Auflösung des Gettos erfolgte im Sommer 1944. Die Gettoinsassen wurden nach Auschwitz deportiert. Nur etwa 800 Personen blieben als „Aufräumkommando“ im Getto zurück. Einige von ihnen hatten den Mut, umfassendes Dokumentationsmaterial über das Getto für die Nachwelt zu verstecken.    

Das Getto Litzmannstadt stand unter der Befehlsgewalt der Deutschen Gettoverwaltung. Innerhalb des Gettos leitete eine von ihr abhängige jüdische Administration unter Leitung des „Judenältesten“ Mordechai Chaim Rumkowski die Belange der Gettoinsassen. Die jüdische Bevölkerung war damit gezwungen, ihre Vernichtung und Ausbeutung mit zu organisieren.

Rumkowski veranlasste die Einrichtung eines Gettoarchivs, in dem alle verfügbaren Informationen und Dokumente über die Geschichte des Gettos gesammelt wurden. Hier entstand eines der wichtigsten Zeugnisse über das Leben und Sterben im Getto Litzmannstadt: die Łódźer Getto-Chronik. Unter ihren VerfasserInnen waren auch Oskar Rosenfeld und Alice Chana de Buton, beide aus Wien.

Private Zeit-Dokumente
Obwohl – oder vielleicht gerade weil – die Deutsche Gettoverwaltung für die Berichterstattung von „außen“ ein rigoroses Bilderverbot verhängte, wurde das Getto von „innen“ auch fotografisch sehr genau dokumentiert. Auftrag der jüdischen Gettofotografen war es, die Gettobetriebe und Einrichtungen der Gettoverwaltung zu dokumentieren, um die NS-Behörden von der wirtschaftlichen Kapazität des Gettos zu überzeugen und sein Weiterbestehen abzusichern. Über den offiziellen Auftrag hinaus, hielten die Gettofotografen auch die prekären Lebensverhältnisse im Getto fest, bestrebt, das Grauen zu zeigen, aber die Würde der Menschen dabei nicht zu verletzten.

Persönliche Zeugnisse stellen auch jene 3.400 Postkarten aus dem Łódźer Staatsarchiv dar, die 1941/42 von aus Wien deportierten Frauen, Männern und Kindern an Verwandte und Bekannte außerhalb des Gettos gerichtet waren. Sie erreichten niemals ihre Adressaten, sondern blieben auf dem Gettopostamt liegen. Handschriften und Texte ermöglichen es, den Beziehungsgefügen im Getto nachzugehen. Viele Karten enthalten kaum Satzzeichen, die angesprochenen Themen gehen ineinander über, alles musste Platz finden auf zehn Mal vierzehn Zentimetern Papier.

„POST41. Berichte aus dem Getto Litzmannstadt“ rückt individuelle Selbstäußerungen aus dem Getto – Chronik-Einträge, Fotos, Postkarten, Tagebücher und Zeitzeugenberichte – in den Blickpunkt, die vor allem als Zeugnisse der Selbstbehauptung gelesen werden können. Der Zensur und der Selbstzensur unterworfen, wurde vieles in Chiffren und Andeutungen verpackt. In diesem Sinne sind die Quellen als Versatzstücke einer Rekonstruktion zu verstehen, einer Erzählung, die sich letztlich nicht erzählen lässt. „Niemand kann das wirklich verstehen. Es war eine Atmosphäre, die man nicht schildern kann. Man kann sie nicht filmen, man kann sie nicht erzählen“, sagt Grete Stern, eine der wenigen Überlebenden aus Wien, im Dokumentarfilm „Aspangbahnhof 1941. Geschichte einer Frauenfreundschaft“.

Zur Ausstellung erscheint das gleichnamige Gedenkbuch (ISBN-Nr. 978385476-475-5) im Mandelbaum Verlag zum Preis von EUR 29,90, das ab sofort im Museum erhältlich ist. Die von Regina Wonisch, Angelika Brechelmacher und Dan Fischman kuratierte und von Bernhard Denkinger gestaltete Ausstellung ist von 30. September 2015 bis 6. März 2016 im Museum Dorotheergasse, einem Museum der Wien Holding, zu sehen.

Diese Ausstellung ist Teil des österreichisch-polnischen EU-Projektes „POST 41. Wiener Jüdinnen und Juden im Getto Litzmannstadt“; Projektleitung: Angelika Brechelmacher. 

Öffnungszeiten und Tickets
Die Öffnungszeiten in der Dorotheergasse sind Sonntag bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr. Am Standort Judenplatz sind die Öffnungszeiten Sonntag bis Donnerstag 10.00 bis 18.00 Uhr, Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr.

Für beide Museen (Dorotheergasse & Judenplatz) gibt es ein gemeinsames Ticket (gültig vier Tage ab Ausstellungsdatum) zum Preis von EUR 10,-, ermäßigt EUR 8,-, Gruppen EUR 7,-, Kinder & Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr frei, Lehrlinge, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener EUR 5,-. Freier Eintritt für Schulklassen, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von EUR 20,- zu leisten.
 

Weitere Informationen:
Jüdisches Museum Wien
Jüdisches Museum Wien - Facebook

 

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