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Eine Gruppe belgischer Reenactors beim Fort Eben-Emael, Bassenge, Belgien 2010 (c) Roger Cremers

Wien Holding News

Mi, 7. Mai Jüdisches Museum Wien

Neue Ausstellung „Sag mir, wo die Blumen sind...“

Aus Anlass der Erinnerung an das Kriegsende und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren zeigt das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, im Museum Judenplatz die Schau „Sag mir, wo die Blumen sind…“. Die Fotoausstellung widmet sich der europäischen Erinnerungskultur und jenen Spuren, die Schoa und Zweiter Weltkrieg bis heute in Landschaften, Gesellschaften und im kollektiven Gedächtnis hinterlassen haben.

Acht Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges ist das Nachdenken über die Vergangenheit und ihre Nachwirkungen aktueller denn je.

Veronica Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft: „Erinnerungskultur formt das Zeit- und Geschichtsbewusstsein, das Selbst- und Weltbild einer Gesellschaft und ihrer Individuen. Diskursstark und pluralistisch statt eindimensional, widersteht sie auch den Vereinnahmungsversuchen populistischer und extremistischer Strömungen in der Gegenwart. Die Stärke gerade der Kunst ist es, der scheinbaren Eindeutigkeit des Lebens bewusst Ambivalenzen entgegenzustellen, daher freue ich mich, dass die Fotografien von Roger Cremers die Reflexion der Betrachtenden anregen und den Raum für erinnerungskulturelle Fragen öffnen.“

Barbara Staudinger, Direktorin Jüdisches Museum Wien: „80 Jahre nach Kriegsende regt die Ausstellung dazu an, über unseren Umgang mit dem Vermächtnis des Zweiten Weltkriegs nachzudenken. Die Fotografien Roger Cremers werfen dabei einen kritischen, aber nie wertenden Blick sowohl auf erinnerungskulturelle Praktiken als auch verdrängte Geschichte(n).“

Ein fotografischer Blick auf das Erinnern
Der niederländische Fotograf Roger Cremers dokumentiert seit 2008 historisch kontaminierte Landschaften, ehemalige Kriegsschauplätze und Gedenkstätten in Europa – Orte der Erinnerung, in die sich die Spuren des Zweiten Weltkriegs und der Schoa  auf unterschiedliche Weise eingeschrieben haben. Er geht der Frage nach, wie Nachkriegsgesellschaften im Spannungsfeld von Gedenken, Alltag, Tourismus und politischer Instrumentalisierung mit dem Erbe dieser Katastrophen umgehen. Seine Bilder stellen die Frage nach der Wirkung dieser Orte und spiegeln den ambivalenten Umgang heutiger Gesellschaften damit wider. Bei genauerer Betrachtung offenbaren sie eine subtile Doppelbödigkeit.

Andrea Winklbauer Kuratorin Jüdisches Museum Wien: „Es ist Cremers‘ großes Talent, wie alltäglich wirkende, in Wahrheit jedoch aberwitzige Konstellationen, Handlungen und Interventionen wahrzunehmen, die im Kleinen eines begrenzten Umfelds große Zusammenhänge sichtbar machen.“

Die Ausstellung legt einen besonderen Fokus auf die Auseinandersetzung mit der Schoa in der Gegenwart. Roger Cremers hat 2024 im Auftrag des Jüdischen Museums Wien auch in Österreich fotografiert, darunter die KZ-Gedenkstätten Mauthausen, Gusen und Melk, die Euthanasie-Gedenkstätte Schloss Hartheim sowie mehrere Orte in Wien. Diese aktuellen Aufnahmen ergänzen die bisherige Serie und erweitern sie um österreichische Perspektiven der Erinnerungs(- und Verdrängungs)kultur.

Adina Seeger, Kuratorin Jüdisches Museum Wien: „Roger Cremers Fotos können wir als ambivalente europäische Landkarte des Erinnerns, Gedenkens und Verdrängens der Gräuel der Schoa und des Zweiten Weltkriegs verstehen. Sie fordern uns dazu auf, über die Zukunft der Erinnerung nachzudenken.“


Was bleibt? – Fragen an das Gedenken
Der Ausstellungstitel „Sag mir, wo die Blumen sind…“ ist an das gleichnamige Antikriegslied von Pete Seeger (1955) angelehnt, das in der deutschen Version, unter anderem interpretiert von Marlene Dietrich und Hildegard Knef, große Bekanntheit erlangte. Die beiden zentralen Fragen des Liedes – Was ist geschehen? Wann wird man je versteh’n? – können als Leitfragen der Ausstellung verstanden werden. Was bedeutet Gedenken achtzig Jahre nach Kriegsende? Welche Verantwortung tragen wir heute – in einer Zeit, in der Antisemitismus, Verschwörungstheorien, alternative Fakten und autoritäres Denken wieder zunehmen?

Auschwitz Zwischen Mahnmal und Fotomotiv
Cremers’ Fotografien zeigen nicht nur den Umgang mit der Vergangenheit, sie machen auch sichtbar, wie dieser von der Gegenwart geprägt ist. Er dokumentiert etwa Besucher*innen in Auschwitz-Birkenau beim Fotografieren, Reenactments in historischen Uniformen, Neonazis beim „Ulrichsbergtreffen“ oder ein Fast-Food-Restaurant in einem ehemaligen NS-Bau. Diese Beobachtungen werfen Fragen auf: Was suchen Menschen an Orten wie Auschwitz, Sobibor oder Mauthausen und was finden sie dort? Wie erinnern wir? Was verdrängen wir? Und wie soll die Zukunft des Erinnerns aussehen?

Mit der Ausstellung Sag mir, wo die Blumen sind…“ macht das Jüdische Museum Wien sichtbar, was oft unbequeme Realität ist: Erinnerung verändert sich und ist veränderbar. Sie ist ein umkämpftes, politisches Feld. Die Bilder von Roger Cremers laden ein, genau hinzuschauen, wenn es um die Erinnerung an traumatische Ereignisse geht, und sensibler zu werden dafür, was der Umgang damit über die Verfasstheit der Gegenwart aussagt.

Über den Fotografen Roger Cremers
Roger Cremers (*1972) ist ein niederländischer Fotograf, bekannt für seine eindringlichen Arbeiten zur europäischen Erinnerungskultur. Nach dem Studium an der Königlichen Akademie der Künste in Den Haag arbeitet er seit 1998 freiberuflich, u.a. für NRC Handelsblad, Der Spiegel, The Guardian und El País.

Geboren in eine Bergarbeiterfamilie in Bingelrade, greift Cremers in seinem Werk historische und gesellschaftliche Themen mit dokumentarischer Präzision und kritischem Blick auf und zeigt dabei die Spannung zwischen den dunklen Kapiteln der Vergangenheit und ihrer heutigen Erinnerung auf. Ironie ist dabei nie weit entfernt. Für seine Reportage über Tourist*innen in Auschwitz wurde er 2009 mit einem World Press Award ausgezeichnet.

Cremers lebt in Amsterdam, seine Arbeiten werden international gezeigt.

Weitere Informationen:
Jüdisches Museum Wien
Jüdisches Museum Wien - Facebook

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