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Die Radrennmaschine "Victoria Blitz" ist Teil der Dauerausstellung "Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute" © Lukas Pichelmann

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Do, 13. August 2020 Jüdisches Museum

Auf Zeitreise: Unterwegs mit Victoria Blitz

Im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, findet man viele Objekte mit einer ganz besonderen Geschichte. Die Radrennmaschine Victoria Blitz ist eines dieser außergewöhnlichen Objekte.

Das zwischen 1893 und 1896 gebaute Fahrrad ist nicht nur das vielleicht am öftesten fotografierte Objekt in der Dauerausstellung „Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute“, sondern auch eine mehr als passende Metapher für das, was in Museen vor sich gehen kann: Zeitreisen.

Ein ganz besonderes Fahrrad
„Victoria Blitz“ ist der Name eines der ersten Fahrräder von Opel. Bevor das Unternehmen durch seine Auto-Produktion bekannt wurde baute Adam Opel Fahrräder. Die im Jüdischen Museum Wien ausgestellte Radrennmaschine gehörte einem ganz besonderen Fahrrad-Fan, nämlich dem jüdischen Schriftsteller, Publizisten und Journalisten Theodor Herzl, der als Hauptbegründer des politischen Zionismus gilt.

"Victoria Blitz" (c) Klaus Pichler
© Klaus Pichler

Theodor Herzl wurde 1860 in Pest geboren und kam zum Studium der Rechtswissenschaften nach Wien, das er 1884 abschloss. Er war als Journalist der Neuen Freien Presse tätig und als Korrespondent während der sogenannten Dreyfus-Affäre in Paris. Der völlig zu Unrecht des Hochverrats und der Spionage beschuldigte Offizier Alfred Dreyfus hatte, außer jüdisch zu sein, nichts getan und wurde verurteilt und verbannt. Es dauerte zehn Jahre, bis er über den Instanzenweg freigesprochen wurde und rehabilitiert war. Theodor Herzl, einst ein vehementer Anhänger der Assimilation, lernte aus dieser Erfahrung, dass die moderne Lösung der Judenfrage – so der Untertitel seines berühmten Buches – ein jüdischer Staat sein müsste. Dieser wurde 1948, 44 Jahre nach dem Tod Theodor Herzls, gegründet.

Theodor Herzl – Pedalritter aus Leidenschaft
Herzl war eng mit Arthur Schnitzler befreundet, der auch sein literarischer Mentor war. Seine Ansichten über einen jüdischen Staat teilte er nicht, jedenfalls aber die Begeisterung für das Radfahren, mit der er seinen Radfahr-Schüler Theodor Herzl auf Sommerfrische-Aufenthalten im steirischen Ausseerland ansteckte. So sehr, dass Herzl im Feuilleton der Neuen Freien Presse ganz euphorisch das moderne und liberale Wien pries, wo er gar auf der Ringstraße einen Fleischhauer auf einem Fahrrad fahrend gesehen habe. Dieser Text stammt aus dem Jahr 1896, in diesem Jahr hatte Theodor Herzl auch sein Buch „Der Judenstaat. Die moderne Lösung der Judenfrage“ publiziert. Wie frei und liberal war Wien damals wirklich gewesen?

Auf den Spuren von Herzls Fahrrad
Bei den Recherchen für die Ausstellung „Hast du meine Alpen gesehen? Eine jüdische Beziehungsgeschichte“, die von Oktober 2009 bis April 2010 im Jüdischen Museum Wien zu sehen war, stießen die AusstellungskuratorInnen auf ein altes Foto aus den Zionist Archives, auf dem Theodor Herzl mit Victoria Blitz zu sehen ist. Das Fahrrad wurde schließlich im Literaturmuseum Altaussee ausfindig gemacht und dem Jüdischen Museum Wien für die damalige Ausstellung geliehen und im Jahr 2011 dem Museum als Dauerleihgabe überlassen. Seither ziert es die Räumlichkeiten im Palais Eskeles und ist Teil der Dauerausstellung „Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute“, die die jüdische Geschichte Wiens von der Gegenwart bis in die Vergangenheit erzählt. Man sieht das unter einer Glaskonstruktion hängende Rad bereits vom Erdgeschoss aus, im zweiten Stock steht man ihm dann direkt gegenüber. Aufmerksame BesucherInnen erkennen beim Betrachten, dass Victoria Blitz keine Bremsen hat und die Pedale unmöglich aus dem 19. Jahrhundert stammen können. Denn diese haben orange Reflektoren und wurden im 20. Jahrhundert angebracht.

Ganz Wien im Fahrrad-Fieber
Nicht nur Arthur Schnitzler und Theodor Herzl waren Fans des Radfahrens: ganz Jung-Wien, die Literatur- und Theaterszene, erfreute sich außerordentlich dieses neuen Vergnügens. Doch schon einige Jahre später galt die Begeisterung vieler ehemaliger Cyclisten einem neuen Phänomen: dem Automobil. So fragte Theodor Herzl in seinem Essay „Das Automobil“: „Ist es nicht eigentümlich kühn und schön, die gebändigten Explosionen zum Vorwärtskommen zu benützen?".

Egal ob BesucherInnen per Fahrrad, Auto, Bus oder zu Fuß anreisen: Bei einem Besuch im Jüdischen Museum Wien lassen sich immer viele spannende Entdeckungen machen und neue Erkenntnisse gewinnen. Wie wäre es also mit einer kleinen Zeitreise in Form eines Museumsbesuchs? Bis 4. Oktober ist im Palais Eskeles noch die Ausstellung „Die Eprhussis. Eine Zeitreise“ zu sehen, die sich einer der bedeutendsten europäisch­jüdischen Familien des 19. und 20. Jahrhunderts widmet, unter anderem bekannt geworden durch den „Hasen mit den Bernsteinaugen“.

Weitere Informationen:
Jüdisches Museum Wien
Jüdisches Museum Wien - Facebook

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